Über zwei Millionen Menschen gehören in Hessen einem der mehr als 7.600 Sportvereinen an und rund 578.000 Menschen davon engagieren sich ehrenamtlich im Bereich des Sports.

Geradezu unglaubliche 21,5 Millionen ehrenamtliche Stunden pro Jahr werden hier in den unterschiedlichen Funktionen und Zuständigkeiten innerhalb der Vereine und Verbände abgeleistet. Das und diese Menschen sind im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar.

Woche für Woche, Tag für Tag betätigen sich Hessinnen und Hessen aller Alters-klassen auf Sportplätzen und in Turnhallen, trainieren gemeinsam, sorgen gemeinsam für Ihre körperliche Fitness und damit meist einhergehend geistige Ausgeglichenheit und messen ihre Fähigkeiten im sportlichen, vom FairPlay geprägten Wettbewerb.

Als Politik – und ich hoffe das eint uns bei allen inhaltlichen Unterschiedlichkeiten der Parteien dann doch – haben wir die Förderung des Sports in all seinen Facetten in Hessen weiterhin fest im Blick, um breitflächig vereinsgetragene und nicht-kommerzielle Bewegungsangebote von ganz jung bis ins hohe Alter im gesamten Land zu ermöglichen.

Jede Sportart hat für sich und die Gesellschaft ihre Bedeutung. Aber ohne Zweifel hat der Fußball – das sage ich als ehemaliger Turner – eine besondere Rolle. In Deutschland finden in je-dem Jahr 1,6 Millionen Fußballspiele statt, umgerechnet also 4.400 Begegnungen pro Tag.
Und dabei gilt, von der Kreisklasse bis in die Bundesliga, ohne die Unparteiischen, die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter geht es nicht. Das gilt nicht zuletzt auch für unsere Landtagself – mit der wir als sportliche Botschafter des Hauses im Land unterwegs sind.

Und natürlich sind Sportstätten auch ein Platz für Emotionen, für Jubel, für Leidenschaft und fürs Mitfiebern. Aber die Grenze und die Abgrenzung zur Aggression muss stets aufs Neue klar und un-missverständlich gezogen werden.

Hier liegt auch eine klare Verantwortung bei den Profivereinen. Stadien sind keine rechtsfreien Räume und Gewalt hat auf keinem Sportplatz „Platz“.

Bei aller Bedeutung der Fankultur und dem Wunsch nach bestmöglicher Unterstützung der eigenen Mannschaft muss auch hier die klare Grenze gezogen werden, wenn es um Drohungen, Aggressionen, Einschüchterungen und Gewalt geht oder auch in der Sprache Grenzen überschritten werden.
Und wenn ein Profi sich nicht im Griff hat, muss die Sportgerichtsbarkeit auch klare Urteile fällen. Denn hier geht es um ein gutes Beispiel, um Vorbilder, zu de-nen viele Menschen und Kinder aufsehen. Diese Vorbildfunktion müssen auch die Vereine und Verbände weiter mit großem Engagement wahrnehmen und mitunter noch stärker Position beziehen.

Eigentlich sollte ein fairer, respektvoller und gewaltfreier Umgang im sportlichen Wettbewerb selbstverständlich sein. Die nun aber wiederholten Attacken auf Amateur-Schiedsrichter auf hessischen Fußballplätzen sind schockierend und dürfen nicht stillschweigend akzeptiert werden. Wir alle, die Politik, die Gesell-schaft, jeder Einzelne am Wochenende auf den Plätzen in Hessen müssen hier ein klares Zeichen setzen. Wir verurteilen jede Form der Gewalt, der Bedrohung oder Einschüchterung auf und neben dem Sportplatz.

Brutale Angriffe und Beschimpfungen gegen die Unparteiischen haben im Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz und sind zu ächten!

Wir müssen dieses Zeichen auch setzen, um unsererseits die Integrität des Sports und hier des Fußballs zu schützen.
Denn die in weit, weit überwiegender Zahl fairen Sportsleute, werden durch wenige Täter in Verruf gebracht und un-sere ehrenamtlichen Strukturen, die Bereitschaft sich zu engagieren gerät in Gefahr.

Die Rolle des Schiedsrichters im Fußball ist eine spezielle und sie verdient Anerkennung sowie den ausdrücklichen Dank für die Bereitschaft, über die Einhaltung der Regeln zu wachen und sich gegen-über den Mannschaften Respekt zu verschaffen – hier sind auch gerade Profi-vereine und Medien gefordert, die Schiedsrichterschaft bei allen nachvollziehbaren Diskussionen über einzelne Entscheidungen zu schützen und zu fördern.
Ein sehr guter Freund von mir ist selbst seit Jugendtagen als Schiedsrichter auf hessischen Fußballplätzen unterwegs. Daher weiß ich, man muss für die Funktion als Schiedsrichter schon eine - im positiven Sinne gemeint – Fußballverrücktheit mitbringen.

Bundesweite Schlagzeilen hat der Vorfall im Oktober dieses Jahres beim FSV Münster gemacht, als der Schiedsrichter bewusstlos geschlagen wurde.
So unbegreiflich der Fall auch ist, so wichtig war das konsequente Handeln des Vereins sowie das deutliche Urteil des Sportgerichts.

Ich danke an dieser Stelle dem Hessischen Fußballverband für die unmissverständliche Erklärung vom 23. November zum Vorfall von Münster. So heißt es hier – ich zitiere mit Erlaubnis des Präsidenten:
„Rassismus, Antisemitismus, Beleidigungen, Bedrohungen, Gewalt und jede Form von Diskriminierung haben in unserer Fußballgemeinschaft keinen Platz.“ Zitat Ende.

Ausdrücklich gilt es an dieser Stelle auch zu erwähnen, dass wir in Hessen bereits über langjährige Erfahrung mit Programmen zur FairPlay-Förderung, zum Konflikttraining, zur Mediation und zur Gewaltprävention im Fußball sowie über eine gut aufgestellte Sportgerichtsbarkeit verfügen. Von daher ist der organisierte Sport durchaus gut aufgestellt, um den ohne Wenn und Aber zu verurteilenden Vorfällen entschlossen entgegen zu treten.

Hessen ist ein attraktiver Standort für den Sport. Wir fördern den Breiten- und Spitzensport, den Sportstättenbau, die Vereinsarbeit und vieles mehr mit großem finanziellen Engagement. Diese Sportförderung, insbesondere für den ehrenamtlichen Bereich, ist vorbildlich und macht Hessen bereits seit vielen, vielen Jahren zum Sportland.

Diesen Status haben wir mit der von fast 90 % der hessischen Bevölkerung getragenen Verfassungsänderung hin zu einer eigenen Staatszielbestimmung in Art. 26g der Hessischen Landesverfassung noch einmal unterstrichen.
Und gerade im Hinblick auf die nun auch verfassungsmäßige Absicherung des Sports, dürfen wir als Politik nicht schweigen, wenn wenige Gewalttäter bewährte Strukturen und die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement unter-graben.

Dabei gilt es natürlich die Autonomie des Sports - heißt konkret, dass die Gremien des Sports in den vorhandenen Strukturen über die Weiterentwicklung und Regelsetzung entscheiden - zu achten.
Die deutsche Sportpolitik beruht auf den Prinzipien der Autonomie des Sports, der Subsidiarität der Sportförderung und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Organisationen des Sports.

Diese Eigenverantwortung ist eine der unbestrittenen Stärken des deutschen Sports.

ABER!!! Selbstverständlich wird Gewalt konsequent strafrechtlich verfolgt und die Politik muss weiterhin entschlossen an der Seite von Verbänden und Vereinen stehen.

Sport ist ein elementarer Bestandteil der aktiven Bürgergesellschaft in Hessen und diese bedeutende Rolle muss unter allen Umständen gesichert, geschützt und bewahrt werden. Fußballplätze sind im besten Sinne auch Marktplätze, auf denen die Zuschauer und Vereinsmitglieder sich weit über sportliche Fragen hinaus austauschen.

Am Wochenende war ich wieder einmal bei einem Kreisoberligaspiel in meinem Heimatort zu Gast. Abgesehen vom erfreulichen 5:2 Heimsieg war man nach den 90 Minuten und der Halbzeitpause über einen Gutteil der neusten Entwicklungen und Ereignisse im Ort und der Region informiert.

Ja, auch das ist die Funktion des Sports. Er führt Menschen zusammen und bietet Gelegenheit zum Austausch weit über sportliche Aktivitäten hinaus. Und auch deshalb werben wir mit diesem Setz-punkt für ein friedliches und respektvolles Miteinander auf und neben dem Fußballplatz.
Und zum Gesamtbild des friedlichen, fairen sowie respektvollen Umgangs im Sport und auf dem Fußballplatz gehört bei den Kinder- und Jugendklassen auch die Verantwortung der Eltern und Be-treuer. Diese müssen sich auch als größte Unterstützer ihrer Verantwortung und ihres Vorbildcharakters für den Nachwuchs bewusst sein.

Aggressionen, Anfeindungen und Herabwürdigungen haben im Sport nichts verloren.

Die ehrenamtlich Aktiven sollen weiterhin Spaß und Freude an ihrem Hobby haben. Und deshalb unterstützen wir die Sportverbände und -vereine weiterhin bei ihren wichtigen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben und führen den engen Dialog fort, um die Integrität des Sports zu schützen. Dann wird es uns gemeinsam auch gelingen, Fehlentwicklungen zu begegnen und diese wieder zurückzudrängen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

Beitrag Hessenschau: Andreas Hofmeister (CDU) "Gewalt hat keinen Platz auf keinem Sportplatz"

Pressemitteilung CDU-Fraktion: Gewalt wird auf keinem Sportplatz geduldet

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